Seelchen
Ich nenne mich Seelchen, weil ich für dich einen Namen haben möchte, mit dem du mich rufen kannst. Ich bin noch nicht erwachsen und deshalb nenne ich mich nicht Seele. Ich bin von einem anderen
Planeten. Weil ich noch ein Kind bin, weiß ich nicht so viel wie die Erwachsenen. Ich weiß aber, dass wir sehr anders aussehen als du. Das heißt du kannst uns nicht mit deinen Augen sehen. Aber ich
kann jede Form annehmen. Wenn ich dir gegenüber stehe kann ich wie ein menschliches Kind aussehen. Wir könnten miteinander spielen. Ich könnte mit dir in deiner Sprache sprechen.
Bei mir zu Hause können die Wesen die dort leben sich durch Gedanken verständigen. Wir hören in unserem Kopf was der andere uns fragt oder erzählt. Ich sage Kopf damit du dir besser vorstellen
kannst, was ich sage. Aber wenn ich keine Form annehme, habe ich keinen Kopf. Ich bin mehr wie ein kleiner Windhauch. Wir schreiben nichts in Büchern auf, weil alle Geschichten und Erinnerungen in
unserem Bewusstsein, also in diesem Windhauch sind. Weißt du das Bewusstsein ist so ein Gefühl oder Wissen das du hast, wenn du einen Baum im Winter anschaust. Seine Äste sind kahl. Doch du weisst,
dass er im Frühjahr viele Blatter haben wird. So wie du auch weißt dass ein anderer Baum im Sommer oder Herbst Früchte trägt.
Meine Mutter sagte es wäre gut, wenn ich lernte in welch verschiedener Weise dies, was du Göttliches Bewusstsein oder Seele nennst, sichtbar ist. Dies ist das erste Mal, das meine Mutter mich auf
eine Reise zu deinem Planeten Erde mitnahm. Es ist nicht so eine lange Reise wie du sie machen müsstest, wenn du unsere Planeten besuchen würdest. Es ist sehr einfach. Meine Mutter umschloss mich mit
ihrer Liebe, eine Energie die ich warm um mich fühlen kann. Zusammen stellten wir uns vor, dass wir auf der Erde sind. Und nun sind wir hier.
Wir landeten als erstes in einer grünen Wiese mit einem Bach und hohen Bäumen. In der Ferne sah man zackige Bergspitzen die mit Schnee bedeckt waren. Du würdest auf meinem Planeten nur Brachland und
Wüste sehen. Aber meine Eltern haben mir das Bild von einer grünen Landschaft in meine Erinnerung gelegt. Dies ist die Weise in der meine Eltern mich unterrichten. Es ist schwer für dich zu
verstehen, wie man lernen kann, ohne dass man ein Buch liest, es auf dem Computer sieht oder jemand einem mit Worten unterrichtet. Stelle es dir so vor, dass du in einem Traum, Dinge siehst und hörst
die dir etwas Neues sagen.
Nun also bin ich mit meiner Mutter auf deiner Erde. Da sind Vögel die singen und durch die Luft fliegen können. Da sind Blumen in verschiedenen Farben, Bienen und Schmetterlinge. Da ist eine Vielfalt
von Büschen und Bäumen und verschiedenartiger Gräser. Es ist sehr friedlich. Meine Mutter erklärt mir, dass diese Art Gelände Nationalpark genannt wird.
Wir sehen Kreaturen, die du Tiere nennst. Alle sehen verschieden aus. Da sind große mit braunem Pelz, die du Büffel nennst, sie sind breitschultrig und stark und haben große braune Augen. Da gibt es
zierliche Rehe, die einen kürzeren und helleren Pelz haben. Ihre Augen sind genauso braun und groß aber sie sehen feucht aus und sehen mich traurig an. Auf großen Steinen sonnen sich kleine
Salamander, die dunkle Tupfen auf ihrer hellen Haut haben. Sie fühlen, das ich da bin, aber sie flitzen nicht davon. Ich sehe Fische in einem See die manchmal aus dem Wasser und in die Luft springen
und dann mit Platschen zurückfallen.
Ich sage meiner Mutter wie sehr schön es hier ist aber, das ich gerne Menschen sehen möchte, die ich bis dahin nur von den Bildern in meiner Erinnerung kenne. Sie sagt, dass es nur wenige Männer und
Frauen auf der Erde gibt die in Harmonie und mit Freude leben. Es ist sehr selten das sie stillhalten wie wir es können. Mit stillhalten erklärt sie, ist nicht gemeint stillsitzen und nichts tun. Es
ist ein Zustand in dem du nicht denkst. Du bist innerlich still und beobachtest nur die Gedanken. Du hängst nicht eine Geschichte an jeden Gedanken. Stattdessen, hörst und fühlst du nach innen. In
dieser Stille könnten sie die Liebe empfinden die ihnen mit allem helfen kann. Aber, da die meisten der Menschen diese Verbindung zu dem Göttlichen Bewusstsein
nicht haben, sind sie ängstlich, ärgerlich, verzweifelt und aggressiv. Eine dunkle Energie geht
von ihnen aus.
Meine Mutter erklärte mir, dass es auf deinem Planeten sehr viele Menschen gibt. Sie können
nicht wie du und ich einfach eine Weile ein Teil des Meereswassers sein oder unsichtbar in der
Luft schweben. Sie nahm mich nun also auf die Erde um mir zu zeigen, wie die Menschen
gedrängt in Städten leben.
Ein starker Wind fegte durch die Straße in der wir landeten. Die Menschen waren fast alle in
dunkle Farben gekleidet. Sie hatten warme Mäntel oder Jacken an und gingen sehr schnell mit
vorgebeugtem Kopf. Ich lernte das Menschen Kälte und Wärme spüren im Gegensatz zu mir.
Es waren so viele, das sie fast Schultern rieben. Keine der Gestalten lächelte, keine schaute
mal auf zur Sonne, die gerade durch die grauen Wolken brach. Schwache Strahlen fanden
einen Spalt zwischen sehr hohen Gebäuden und machten die Düsterkeit auf der Straße etwas
freundlicher. Ich wusste, dass ich in New York war, weil ich so Dinge einfach weiß obwohl
niemand mir das sagt. Ich wollte die Menschen in mehreren Städten vergleichen. So
transportierten wir uns nach London. Hier war es ein Abend. Eine triefende Feuchtigkeit hing in
der Luft. Die Menschen in London waren in genau so großer Anzahl, genauso dunkel gekleidet,
eilten genauso schnell, mit Blick aufs schwarze Straßenpflaster. Sie sahen alle sehr müde aus.
Wir landeten kurz in allen großen Städten der Welt und sahen keinen Unterschied. Überall
fanden wir das selbe Gedränge und dieselbe Eile dieser Menschenmassen.
Ich will dir nun nicht die vielen Einzelheiten von unserem Erdaufenthalt erzählen. Ich könnte
hunderte traurige, grausame und negative Ereignisse beschreiben. Aber warum dich damit
belasten. Entweder hast du schon so manche, schweren Momente in deinem Leben gehabt
oder hast möglicher Weise von Grausamkeiten gehört. Wenn dem nicht so ist, weil du noch
sehr jung bist so bringt es nichts Gutes, wenn ich dir davon erzähle. Ich bin kein Mensch und
fühle nicht wie du. Ich kann als unberührter Außenseiter, Situationen beobachten, Gefühle
anderer verstehen und alles nur sehen wie es ist, ohne mir darüber ein Urteil zu machen. Ich
sehe die Dinge einfach wie sie sind.
Eines will ich dir jedoch sagen. Ich habe Kinder beim Spielen beobachtet. Sie fühlten, dass ich
mich in ihrer Nähe aufhielt. Sie können noch die Liebesenergie die der Ursprung von allem ist,
empfinden. Ihre Verbindung mit dem was du Bewusstsein oder Seele nennst, besteht noch. Die
meisten von ihnen können den Moment genießen. Sie belasten sich nicht mit dem, was gestern
war und sie planen nichts für in die Zukunft. Sie sehen nur was jetzt, in diesem Moment für sie
und um sie herum geschieht.
Ich erkläre dir nun, mein Menschlein und mein Freund, was meine Mutter mich gelehrt hat,
nämlich, dass der Körper der Menschen, die so wie du sind, mit einer Kraft, die sie Schwerkraft
nennen, auf der Erde festgehalten werden. Wenn sie als Baby in ihren Körper geboren werden,
fühlen sie nur noch diese Schwerkraft und keine Schwerelosigkeit wie vorher.
Hast du, mein kleiner Menschenfreund, ab und zu eine große Sehnsucht gespürt. Du weißt
nicht was du ersehnst. Es ist so ein Ziehen zu etwas, das du nicht kennst. Du weißt nicht warum
du dich traurig fühlst. Die Erwachsenen nennen es Melancholie oder Weltenschmerz.
Ich kann dir erklären, dass diese Sehnsucht von deiner Seele kommt. Seele nenne ich den Teil
in deinem Herzen der gelebt hat ehe es durch deinen Körper sichtbar wurde. Dies ist dieser
formlose Teil in den du zurückkehrst, wenn du stirbst. Wenn deine Seele sich an diesen erinnert
kommt es in deine Gefühle als diese Sehnsucht. Die Seele in deinem Herzen sehnt sich
danach, wieder mit dieser Göttlichen Energie, die reine Liebe ist, vereint zu sein.
Ich spreche zu dir mein kleines Menschlein um dir zu helfen. Ich gestehe dir jetzt, das ich nicht
irgendein anderes Wesen von einem anderen Planeten bin. Ich sprach nur von meiner Mutter
und mir und einem anderen Planeten, damit du mich dir besser vorstellen kannst. In Wirklichkeit
bin ich ein Teil von dir. Ich bin die Energie die du als Liebe empfinden kannst. Ich bin der Teil
von dir, den ich dir schon erklärt habe, nämlich deine Seele. Ich und du sind eins. Wenn du
Fragen hast fragst du nicht mich, das Wesen von weit her, sondern dieses Bewusstsein oder
Liebe, das in deinem Inneren wohnt. Es ist immer für dich da. Gebe dir einen stillen Moment.
Schließt du deine Augen und fühlst du in dich hinein so spürst du die Liebe die dein wahres sein
ist, und die dich durchdringt. Bist du verzweifelt wird alles leichter und heller sein, wenn du dich
hilflos fühlst, wirst du mit einem Mal wissen was zu tun ist. Du fühlst dich verstanden, beschützt
und voller Freude. Mit der Zeit wirst lernen dieser Liebe zu vertrauen und ihr gegenüber offen zu
sein, so das sie dich führen und leiten kann.