Ich bin ein Delphin. Mein Rücken ist dunkelgrau und mein Bauch ist etwas heller. Ich bin von der kleineren Art der unzähligen verschiedenen Delphine. Ich weiß nicht wie alt ich bin, aber ich weiß, dass ich mindestens vier Frühlingszeiten erlebt habe. Bisher blieb ich nahe bei meiner Mutter. Seit kurzer Zeit schwimme ich mehr und mehr mit Delphinen die ihren eigenen Weg schwimmen. Ich wollte sagen, die die nicht mehr ihrer Mutter folgen. Wir sind nie allein, sondern in kleinen Gruppen.
Einmal habe ich überhört wie ein Mensch auf einem Boot einem anderen erzählte, das wir sehr beweglich sind und verspielt. Ich weiß nicht was das bedeutet. Ich bewege mich gerne wie eine Welle, auf und ab durchs Wasser. Manchmal schieße ich hoch in die Luft und schaue was es von dort zu sehen gibt. Es ist interessant die Welt von oben und von einer anderen Perspektive zu betrachten. Zum Beispiel kann ich eine Welle nicht sehen, wenn ich unter ihr langtauche. Schieße ich jedoch hoch in die Luft, sehe ich viele Wellen um mich herum. An windigen Tagen beobachte ich wie sie sich hochtürmen, sich ihr oberer Rand der Länge nach aufrollt und nach vorne kippt. Ich spüre ihre Gischt, wenn sie mich besprühen und manchmal trägt mich eine Welle weit in Richtung Strand.
Ich schwimme meistens im selben Rhythmus mit meinen Delphin Freunden. Falls du mal auf einem Boot bist, schaue über die Reling auf einer Seite oder mal nach hinten. Wir folgen gerne einem Schiff oder Segelboot. Es macht unser Schwimmen leichter, wenn wir in seinem Sog bleiben. Vielleicht siehst du mich oder zumindest meine Familie. Wir sehen alle auf ersten Blick gleich aus. Ich würde dir ein paar Töne zurufen, wie ein Signal, das du weißt, dass ich es bin.
Vielleicht sagen die Wissenschaftler das wir verspielt sind, weil wir uns keine Sorgen machen. Ich habe nie darüber nachgedacht ob ich glücklich bin oder ob das Schwimmen und die Sprünge in die Luft Ausdruck von Verspieltheit oder Übermut sind.
Nun bin ich ein alternder Delphin und damit bin ich durch Erfahrung weise geworden. Somit weiß ich viel über die Menschen. Ich kann ihre Emotionen fühlen und so spüre ich auch deine, mein Menschenkind. Schwere Gedanken liegen wie Zentnergewichte auf dir. Harsche Stimmen und anderer Menschen Ärger bombardieren dich. Du fürchtest Dinge die dir neu sind. Du weißt, dass du dies oder jenes tun solltest, aber dir fehlt die Lust dazu. Du bist missmutig und würdest gerne jeden um dich herum anschreien. Aber du bist gut erzogen und so verbirgst du allen Ärger, Angst und Unmut in dir. Die Folge ist, das du nachts schlecht schläfst. Am Morgen wachst mit schwerem Körper auf und du weißt nicht warum du dich deprimiert fühlst.
Mein liebes Menschlein, ich zeige dir nun einen Weg wie du alle Anspannungen, Schmerzen in deinen Gliedern und dunkle Gedanken loswerden kannst, ohne deine Mitmenschen anzuschreien.
Finde einen Raum in dem du nicht leicht an Gegenstände stößt oder über einen Teppich stolpern kannst. Strecke deine Arme seitlich aus. Begin dich zu drehen, aber nicht zu schnell. Es muss sich gut anfühlen. Wichtig ist, deine Augen offen zu halten und geradeaus zu schauen. Auf die Weise wird dir nicht schwindlig. Mit jeder Drehung fühlst du dich leichter und deine Gedanken werden weniger. Nach einer Weile durchfahren dich Wonnewellen. Wie Blasen steigt ein Gefühl der Freude in dir auf.
Du spinnst dich im Kreise, du wirbelst und Zeit spielt keine Rolle. Du lächelst und der Alltag rückt weit weg von dir.
Drehe dich mein Menschenkind, drehe dich, drehe dich.
Irgendwann wirst du stillstehen. Lege dich hin und du fühlst dich leicht. Die Schwere deines Daseins hat sich in Freude verwandelt.