Kleine Schwalbe

 

 

Ich bin eine Schwalbe und sitze auf einem der Drähte die von einem hohen Posten zum nächsten gespannt sind. Es sind Leitungen die übers Land gehen und Elektrizität von einem Bauernhof zum andere bringen. Von hier oben kann ich kleine Gehöfte sehen. Die Ställe und Wohnhäuser sind aus weiß und schwarzem Fachwerk und sind mit grauen Dachschindeln gedeckt. Nicht weit von hier ist ein schmaler Fluss über den sich eine Holzbrücke spannt.

 

Ich fühle einen Wind aufkommen. Mein Gefieder plustert sich auf. Ich kralle mich fest an den Draht. Der Wind wird stärker. Der Himmel zieht sich zu einer riesigen dunkelblauen Wolke zusammen. Ich fühle, dass dieser Wind sich zu einem Sturm zusammenbraut. Ich weiß auch, dass ich schnellstens eine Scheune finden sollte. Ich würde trocken und in Sicherheit auf ihren Dachbalken das Unwetter überstehen. Aber ich bin neugierig. Ich will erleben was geschieht, wenn der Sturm an Kraft zunimmt. So fliege ich zum Glockenturm der kleinen Kirche im nahen Dorf. Er ist aus Backstein gebaut. Ich finde einen Platz zum Landen neben der Glocke auf einem Balken. Von hier kann ich das Geschehen sicher durch die glaslosen Fenstern beobachten.

Der Wind kommt nun von allen Seiten. Die Bäume biegen sich mal hier und mal da hin. Das Wasser im Fluss bäumt sich auf. Es scheint nicht zu wissen in welche Richtung es fließen soll. Blätter, Staub und alles das nicht befestigt ist, wirbelte in die Luft. Ich fühle den Wind von der Seite durch den Glockenturm blasen.

„Von wo kommst du,“ frage ich. Ich höre eine dröhnende Stimme hinter mir:“ ich komme vom Süden“ und vor mir brüllt es: „ich komme vom Norden.“ „Weist du nicht, dass du geschützt sitzen musst, wenn ich, der Westwind, komme?“ sagt es zu meiner Linken. Von rechts höre ich: „Und ich bin der Ostwind und du solltest wissen, dass wenn wir alle 4 gleichzeitig blasen, reißen wir dich von deinem Balken.“

Sie zogen weiter und ich sah die Brücke schwanken, erst nur ein wenig. Die Bretter ächzen als sie sich langsam hin und her bewegen. Die Winde beginnen stärker zu blasen und die Brücke schwingt weiter aus zu einer und dann zurück zur anderen Seite. Das Wasser wirbelt höher und spült mit aller Macht gegen die Brückenpfeile. Eine schwarze Wolke rollt über eine andere und diese über die nächste bis der Himmel eine einzige Dunkelheit ist. Diese hüllt Häuser, Felder, Wälder und Flüsse in seine Schwärze ein.

Ein lautes Krachen und Bersten von Holz. Die Brücke bricht in Zwei, taucht in den Fluss und wird von der reißenden Strömung davongetragen.

Ich kann mich kaum noch auf meinem Balken festhalten. „Warum müsst ihr Winde so stark blasen und zerstören was die hilflosen Menschlein unter euch mit Mühe erbaut haben?“ rufe ich ihnen nach. Sie kommen zurück zu mir und indem sie von allen Seiten sanfter blasen helfen sie mir, mich auf meinen Krallen zu halten. Sie sehen mich unglücklich an und der Nordwind sagt „Es tut uns so leid, aber wir sind Stürme und müssen brausen, wüten und zerstören, auch wenn wir es nicht wollen. Es ist unsere Natur stark zu blasen.“

 

 

 

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